Donnerstag, 23. März 2017

Die Bulldoggen sind los (VI)

Ich lese endlich weiter in Bulldogs! ein, einem Fate-Core-Rollenspiel, dass SCI-FI THAT KICKS ASS! bieten will. Ich schreibe jeweils darüber und will das Buch damit Fate-Kennern, wie Einsteigern und Interessierten vorstellen. Ich habe nun fast die Hälfte durch und bin mal wieder bei den Regelgrundlagen für Fate Core.

Als Fate-Fan kannte ich eigentlich alles, was das zuletzt gelesene Kapitel enthielt. Es ging um...

Sachen machen

Proben sind bei Bulldogs! wie gewohnt: Fertigkeitswert plus Würfelwurf gegen Schwierigkeit. Besonders sind dabei die Fate-Würfel (ursprünglich Fudge-Würfel). Diese sind klassische, sechsseitige Würfel (Hexaeder), mit zwei leeren Seiten, zwei Seiten mit einem Plus-Symbol und zwei Seiten mit einem Minus-Symbol. Bei einer Probe werden immer vier von diesen Würfel geworfen (4W oder 4WF) und die Würfel so gelesen, dass jedes Plus-Symbol +1 bedeutet und jedes Minus-Symbol -1 bedeutet. Leer ist eine Null. Man erreicht mit den Würfeln alleine also Ergebnisse von -4 bis +4, wobei eine Null als Ergebnis die höchste Wahrscheinlichkeit hat.

Das bedeutet im Grunde, dass der Erwartungswert einer Probe in etwa bei dem Fertigkeitswert liegt. Das habe ich so bei keinem anderen System bisher gesehen und ich empfinde es als reizvoll. Es betont deutlich, was eine Figur kann. Bei vielen anderen Rollenspielen würde man eine Probe gar nicht erst fordern, wenn man alleine mit dem Fertigkeitswert schon die Schwierigkeit erreicht hat. Entsprechend wichtig ist es bei Bulldogs! (wie auch Fate), wann eine Probe fällig wird. Dazu heißt es in diesem Kapitel:
Die Würfel sollen erst dann eingesetzt werden, wenn es um eine interessante Herausforderung mit bedeutsamen Konsequenzen geht.
Fate-Einsteiger: Das kann man gar nicht deutlich genug betonen. Wenn etwas schwierig erscheint, die Geschichte aber nicht weiter geht, wenn die Probe nicht geschafft wird, gibt es keine Probe. Der Ausspruch "bedeutsame Konsequenzen" bezieht sich auf Erfolg und Misserfolg und wenn sich die SL für eines von beiden keine bedeutsame Konsequenz vorstellen kann, geht es ohne Probe, also mit einem automatischen Erfolg oder Misserfolg weiter im Text.

Ergebnisse

Erfolg und Misserfolg werden bei Bulldogs! gleich in vier Kategorien verordnet. Dabei hängt es davon ab, ob die Probe unter der Schwierigkeit liegt, gleichauf ist, drüber liegt oder deutlich drüber liegt. Besonders schick finde ich dabei, dass man so einen Fehlschlag noch halbwegs als Erfolg verwerten kann, der dann allerdings einen kleinen (Gleichstand) oder großen (Misserfolg) Nebeneffekt haben kann - wenn einem zu der Situation etwas passendes einfällt.

Die 5 Handlungsoptionen

Bulldogs! ordnet jede Probe einer von fünf möglichen Handlungsoptionen unter, die von dem Ziel einer Aktion abhängen. Man kann Hindernisse überwinden (z.B. etwas kaputtes reparieren), Vorteile erschaffen (einen Bonus bekommen), etwas entdecken (Informationen erhalten), angreifen (Schaden verursachen) oder verteidigen (Angriffe oder Nachteile abwehren). Das bedeutet, dass das "wie" nicht so wichtig ist, wie bei vielen anderen Rollenspielen, sondern das "was", das Ziel der Aktion im Fokus steht. Wenn jemand einen Gegner angreift, um diesem die Waffe aus der Hand zu schlagen, ist das demnach kein Angriff, sondern eine Vorteil-erschaffen-Aktion. Bei Erfolg, hat man den Aspekt "Waffenlos" erschaffen, der dann zu dem Gegner gehört. Natürlich könnte dieser den Aspekt leicht abschütteln, indem er seine Waffe aufhebt oder ähnliches unternimmt.
Fate-Kenner: Entdecken ist eine Erweiterung der im Grundregelwerk von Fate Core vorgestellten Möglichkeiten. Dabei vereint es "Vorteil erschaffen" in Bezug auf das Entdecken von Aspekten und "Hindernis überwinden" in Bezug auf das Finden von Informationen, die ein Hindernis darstellen. Aus dem Bauch heraus habe ich Entdecken bisher nicht vermisst. Aber vielleicht ist das im Kontext des Spiels oder z.B. für darauf abgestimmte Stunts interessant. Soweit ich weiß, gibt es auch einen Artikel in einer Ausgabe des Fate Codex zu der Einführung dieser 5. Aktion.

Das große Bild

Für den Ablauf spezieller Szenen stellt Bulldogs! noch ein paar spezielle Mechaniken vor. Zum Beispiel für Konflikte, womit klassische Kämpfe aber auch andere Situationen gemeint sind, wo sich mindestens zwei Seiten gegenseitig Schaden zufügen wollen. Der läuft wie bei vielen anderen Rollenspielen auch rundenbasiert, nur das hier eine Runde "Austausch" genannt wird. Die Initiative hängt dabei von einem Fertigkeitswert ab und welche Fertigkeit dafür herangezogen wird, hängt von der Art des Konflikts ab. In sozialen Konflikten bestimmt beispielsweise die Fertigkeit Empathie, wer zuerst handelt.

Die Initiative bei einem Konflikt ist übrigens nur zu Beginn interessant. Danach bestimmt derjenige, der seine Handlung gerade ausgeführt hat, wer als nächstes dran ist - für den Rest des Kampfes (aber dennoch nach Austauschen getrennt).

Stress

Hier werden Stress, Zustände und Konsequenzen erklärt, die ich schon auf dem Charakterblatt gesehen habe. Wird man mit einem Angriff getroffen, erhält man Stress. Bekommt man viel Stress, wandelt sich das in einen Zustand (je nachdem, wo man den Stress notiert hat). Während des Konfliktes kann man das Maß an Stress, das man noch aushalten kann dadurch erhöhen, dass man diesen in Konsequenzen umwandelt, was erst richtigem Schaden entspricht. Zustände und Konsequenzen entsprechen jeweils Aspekten, die auf einer Figur liegen und genau wie andere Aspekte von allen eingesetzt werden können. Zustände wird man dabei erst wieder los, wenn diese mindestens einmal nachteilig für eine Figur zur Geltung kommen, Konsequenzen müssen heilen. Und man darf selbst aussuchen, wo man den Stress verortet, also, wo er sich ansammelt.
Fate-Kenner: Ich mag zwar die Idee, das man verschiedene Arten von Stress voneinander trennen kann, aber ich bin ein noch größerer Freund davon, das es nur eine Art von Stress gibt, wie beispielsweise bei Turbo-Fate oder meinem Edgerunner - oder hier, bei Bulldogs!. Zustände und Konsequenzen zu kombinieren lässt mich glauben, dass in diesem Rollenspiel nochmal das schwer an den SC zerrende Kampagnenkonzept unterstrichen werden soll. Selbst bei kleineren Konflikten ist immer ein Zustand drin, während Konsequenzen meiner Erfahrung nach nur bei anspruchsvolleren Kämpfen zum Tragen kommen.

Fazit

Neben dem Prinzip der Aspekte, stehen in diesem Kapitel alle wichtigen Regeln für die Handlungen der SC und SLC und das ganze auf etwa 20 Seiten. Es wirkt auf den ersten Blick etwas abstrakt, aber es werden mit der Hilfe weniger Mechaniken alle möglichen regelrelevanten Situationen abgebildet und was mich an Fate Core (und damit natürlich auch an Bulldogs!) besonders fasziniert und ursprünglich der eigentliche Aufhänger dafür war, mich näher mit Fate zu beschäftigen, waren die Konflikte, die sich eben nicht nur auf typische Kämpfe, sondern auf jede Art von Konflikt erstrecken lassen.

Zur Artikelreihe sind außerdem erschienen:


Bulldogs! Fate Core Edition © 2015, Galileo Games, Inc. Authors Brendan Conway, Mark Diaz Truman, Brennan Taylor, and Brian Engard. All rights reserved.
http://www.galileogames.com/bulldogs/





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